Montag, 25. September 2023

Richard Beer-Hofmann: Der einsame Weg

 



Der einsame Weg

An Arthur Schnitzler

Alle Wege, die wir treten,
Münden in die Einsamkeit –
Nimmermüde Stunden jäten
Aus, was wuchs an Lust und Leid.

Alles Glück und alles Elend
Blasst zu fernem Widerschein –
Was beseligend, was quälend,
Geht – lässt uns mit uns allein.

Schritt ich eben nicht im Reigen?
Und was traf, das traf gemeneinsam –
Bietet keine Hand sich? – Schweigen
Sieht mich an – Der Weg wird einsam!

Ob ich stieg von Glückes-Thronen.
Ob ich klomm aus Leidens-Gründen –
Dort, wohin ich geh zu wohnen,
Will sich Keines zu mir finden.

Ein Erkennen nur mit klaren
Augen will mich hingeleiten:
Daß auch vorher um mich zu waren –
Unerkannt – nur Einsamkeiten.

Richard Beer-Hofmann, geboren am 11. Juli 1866 in Wien; gestorben am 26. September 1945 im Exil in New York, Romancier, Dramatiker, Lyriker.

Durch seine jüdische Abstammung war Richard Beer-Hofmann seit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 aktiv bedroht. Erst am 19. August 1939 gelang ihm die Emigration, zunächst in die Schweiz nach Zürich, schließlich nach New York. 1945 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er verstarb noch im selben Jahr.

Das Foto zeigt Richard Beer-Hofmann im Jahre 1927, aufgenommen von Georg Fayer (1892 - 1950)


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