Mädchen im Kriege
Sie gehen langsam, wie in dunklen Schächten
Und tasten suchend nach dem Sonnenlicht.
Sie träumen so viel Grau´n in langen Nächten,
Dass jedes Morgens Glanz daran zerbricht.
Ihr Schreiten ist ein schweres, müdes Wanken,
Ihr junger Körper kennt nicht Spiel noch Tanz.
Um ihre ersten, scheuen Lenzgedanken
Wand´ Tod und Sorge einen Dornenkranz.
Sie wissen nichts, - sie ahnen nur und schauern -
Von ihres Weibtums Seligkeit und Leid,
Sie harren hinter siebenfachen Mauern
Vom Glück getrennt und von der Jugendzeit.
Friederike Ehrmann, aus der Zeitschrift Ver!, herausgegeben von Karl F. Kocmata, Doppelheft 14 / 15, Mai 1918
Friederike Ehrmann, Pseudonyme Fritzi Ehrmann, vielleicht auch El-Ha, El Hor (es gibt Hinweise darauf), geboren in Wien 1891, Schriftstellerin, Schauspielerin, Rezitatorin, zeitweilig in der anarchistischen Bewegung aktiv, gestorben nach dem 12. Mai 1939, vermutlich im Holocaust ermordet. Es gibt einen Gedichtband von ihr, Wege zur Sonne, herausgegeben im Verlag des Ver!, März 1918
El Hor bzw. El Ha war eine unter Pseudonym schreibende Autorin des Expressionismus, deren bürgerliche Identität bislang unbekannt ist. Sie publizierte in einem Zeitraum zwischen 1913 und 1923.
Das Bild ist von Edvard Munch (1863 - 1944)
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