Freitag, 1. Dezember 2023

Ludwig Jakobowski: Ich aber weiß. . .

 


Ich aber weiß. . .

. . . Ich aber weiß, ich seh dich manche Nacht,
In meine Träume klingt dein holdes Lachen,
Und meine Lippen murmeln oft im Wachen
Verlor'ne Wünsche, die an dich gedacht.

Und unaufhörlich legt sich Zeit zu Zeit ...
Verweht wie deine sind dann meine Spuren,
Bis zu den Mauern jener stillen Fluren,
Wo schweigsam Hügel sich an Hügel reiht.

Dann wird der Sturmwind um die Gräber weh'n,
Der wird mit seinen regenfeuchten Schwingen
Von Menschenglück und junger Liebe singen ...

Wir aber ruh'n und werden's nicht versteh'n.

aus: Leuchtende Tage. Neue Gedichte von Ludwig Jacobowski, Dritte Auflage Berlin 1908

Ludwig Jacobowski, geboren am 21. Januar 1868 in Strelno (Provinz Posen), gestorben am 2. Dezember 1900 in Berlin, war Lyriker, Schriftsteller und Publizist.

Über das literarische Schaffen hinaus liegt die Bedeutung von Ludwig Jacobowskis in seinem repräsentativen Wirken im Berlin der Jahrhundertwende. Die Verschmelzung jüdischer und abendländischer Kulturimpulse führten zu einem außergewöhnlich reichen Schaffen auf verschiedensten gesellschaftlichen Gebieten. Neben der reichhaltigen publizistischen Begleitung seiner Zeit ist hier auch sein volkspädagogisches Engagement zu nennen, besonders sein Versuch, mit „Zehnpfennig-Heften“ wertvolle Literatur für die breite Masse verfügbar zu machen. Seine Mitarbeit im 1890 gegründeten Verein zur Abwehr des Antisemitismus schlug sich auch in seinem Werk nieder.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen