Der Traum
Er kam von Nirgendwo, er nahm mir leise
der Dinge Metermaß und Stundenglas
und gab mir, was ich lange schon vergaß,
zurück in wundersam verzerrter Weise:
Was einst ich stammelnd schrieb zu deinem Preise,
wird jetzt ein Jauchzen ohne Ziel und Maß -
ob deine Nacktheit, die ich nie besaß,
tanzt um mich weiße, fieberwilde Kreise!
Sie tanzt - ! du rast, du bist ganz tolle Glut,
umwogt von deines Haars wildgoldnen Strähnen
umkreist mich deine liebesgierge Wut
gleich einem Roß mit strumzerzausten Mähnen - -
oh schönen Traumes heiße Bilderflut,
aus der ich aufwach unter bitteren Tränen!
Gustav Sack, aus: Gesammelte Werke in zwei Bänden, herausgegeben von Paula Sack, Zweiter Band, S. Fischer Verlag, Berlin 1920
Gustav Sack, geboren am 28. Oktober 1885 in Schermbeck; „gefallen“ am 5. Dezember 1916 bei Finta Mare, Rumänien), Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker.
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