Inseltraum
Hoch über dem schweigsamen Wandrer
Zerflossen Jahr und Zeit;
Es ist kein Lüftchen gedrungen
In seine Einsamkeit.
Noch stand er: erstaunt der Wunder
Vom ersten Lebenstraum; -
Und sacht strich droben im Bogen
Die Sonne durch den Raum.
Er sah auf verschollenen Meeren
Ein schimmerndes Inselland;
Uralte gewaltige Wurzeln
Umkrallten düster den Sand.
Urweite gewölbete Kronen
Verbargen der Stunden Zahl;
Vier Jahre glitt nieder von Wipfel
Zu Sande der Sonnenstrahl.
Da hat der Wanderer geschwiegen.
Die Woge ward Eis, ward Schaum. . .
Und sacht strich droben im Bogen
Die Sonne durch den Raum. -
Anselm Ruest (1878 - 1943), aus: Die Aktion, Nr. 27, 21. August 1911
Anselms Ruests erstes größeres Werk war eine Monographie über Max Stirner (1906), ergänzt durch ein von ihm zusammengestelltes Stirner–Brevier. Anselm Ruest hat einige klassische Werke herausgegeben. Clemens Brentanos Godwi (1906) zählt hier ebenso dazu wie Eckermanns Gespräche mit Goethe (1907) oder eine Jean-Paul-Anthologie (1912). Ruest war 1911 Mitbegründer von Franz Pfemferts Zeitschrift Die Aktion. Von 1919 bis 1925 war er Herausgeber der informellen Zeitschrift des Stirnerbundes, Der Einzige, im ersten Jahrgang zusammen mit „Mynona“. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus emigrierte er 1933 nach Frankreich, wo er ab 1939 mehrmals interniert wurde. Im Jahr 1941 freigelassen, starb er 1943 nach schwerer Krankheit im südfranzösischen Exil. (Wiki)
Das Bild ist von Odilon Redon (1840 - 1916)
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