(Für Ernst Gubler)
Immer hauchen Dunkelheiten durch meine Wanderschaften,
sanfter Wahnsinn will mit mir sein in leisem Aufruhr,
immer ist nächtliche Flucht in meinem Schritte,
die mich weghebt von jedem Dinge, dem ich entstamme,
nur ihre Müdigkeiten sammeln sich an meinen Füßen,
verhalten den Austritt mir aus dem geliebten
Kerker der Schwermut,
stellen mich hin in das weiße Nichts,
darin ich mir selber entgegentöne
meinen frierenden Namen,
endlos allein, umstellter Feind,
erstarrend in diesem frierenden Namen ...
bis sanft mich auflöst an letzter Grenze
der heiligen Bäume lächelnder Anruf.
Karl Stamm, geboren am 29. März 1890 in Wädenswil, Kanton Zürich; gestorben am 21. März 1919 in Zürich, Schweizer Dichter, aus: Der Aufbruch des Herzens, 1. Auflage 1919
Ernst Gubler (1895 - 1958) war ein Schweizer Bildhauer und Maler.
Das Bild „Melancholie“ ist von Odilon Redon (1840 – 1916)
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