Dämmerung im Atelier
Der helle Tag neigt sich zu Ende.
Wir lebten dieses Tages Werden und Vergehn
und müssen morgen wieder einsam stehn.
Nun fühl ich segnend deine weichen Hände.
Ich ruhe aus in deiner lieben Ras
und bin nun deiner Stille stillster Gast.
Träumekranke Nacht
Ich will dich ja so gerne sehn und hören.
Doch soll´s am Tage sein? Nein! In der Nächte Gluten.
Wo unsre Seelen ineinanderfluten.
Und dunkle Geister unsern Sinn betören.
Hat dich noch nicht der Mond geweckt?
Und ganz berückt, wenn Silberstrahlen
im Zimmer zarte Bilder malen,
die Herz und Hirn dir aufgeschreckt?
Des Nachts, du Ellis, wenn die Gräser raunen,
die Wasser müde gurgeln ihre Bahn.
Wenn unsre Sinne schrein und sie staunen
und willig dienstbar jedem Wahn?
Wo alles schläft, wir wandern sacht.
Still Fuß an Fuß und Schritt um Schritt.
Durch diese unsre träumekranke Nacht
und nehmen unsre sehnsuchtskranken Herzen mit.
Karl F. Kocmata, aus: Einsamer Wald - Ausgewählte Gedichte, Verlag von Frisch & Co., Wien und Leipzig, 1919
Karl Franz Kocmata, (16. Januar 1890, Wien – 29. November 1941, Wien), Pseudonym Karl Hans Heiding, war ein österreichischer Schriftsteller, Dichter, Zeitschriftenherausgeber und später Anarchist. Er war mit Erich Mühsam befreundet.
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