Wenn sich in der Frühe rings die Welt entfaltet,
klopfen meine Pulse stark und frisch und jung,
und mit frohen Augen trink ich tausendgestaltet
all die bunten Wunder meiner Wanderung.
Mein verwildertes Haar liebt der Morgenwind;
Strahlensonne segnet mein erblühtes Geschick.
Wie die weißen Wolken, die voll Schimmers sind,
Hab ich aller Himmel Glück und Geleucht im Blick.
Aber wenn mich Träume alter Zeit verwirren,
werden alle Wege fremd und feind und kahl.
Suchend nach der Heimat muss ich mich verirren
und bin ein Weinen aus dem Gebirg ins Tal.
Aus: Kreuzfahrt Gedichte - Verse von Hans Ehrenbaum-Degele, Kreuzfahrt - einem kleinen Tischlermädchen, Kugel-Verlag, Hamburg, o. J.
Hans Ehrenbaum-Degele, geboren am 24. Juli 1889 in Berlin; gestorben am 28. Juli 1915 am Narew, Lyriker und Herausgeber. 1911 erschienen seine ersten Gedichte u. a. In Der Sturm (Hrsg. Herwarth Walden) und in Die Bücherei Maiandros (Hrsg. Alfred Richard Meyer) In den Jahren 1912 und 1913 trat er in Kurt Hillers Kabarett Gnu auf. Ab 1913 gab er zudem gemeinsam mit Robert Renato Schmidt, Ludwig Meidner und Paul Zech die Zeitschrift Das neue Pathos heraus. Kurt Erich Meurer widmete ihm und Paul Zech seinen 1913 erschienenen Gedichtband Jeder Tag hißt Fahnen. Vier Tage nach seinem 26. Geburtstag „fiel“ er 1915 an der Ostfront.
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