Wie ein Wald, der sich ins Dämmern webt,
war ich zwischen Tag und Traum gefangen
und vom Silbernebel matt belebt.
Immer aber trieb mich ein Verlangen
und ein Durst nach Licht und Kostbarkeit.
Auf der Straße Sehnsucht bin ich weit
von Gespiel und Heimat fortgegangen.
Bannte mich ein Wunder in die Welt:
Sonne küsste alle meine Stunden,
Rosen wurden alle meine Wunden
und dem Flüsterspiel des Winds gesellt.
Will sich Abend auf die Weite senken,
wird mein Herz ein süßes Blütenfeld,
allen Sternen Träumerei zu schenken.
* * *
Du bist mein Lied. Ich wehe,
Flüsterwind im Wald.
Wohin ich immer gehe,
ich fühle deine Nähe
und bin ein Stammeln, durch die Welt gelallt.
Ich kann es nicht aussagen,
wie du bist.
Mein rosenrotes Zagen
wird selig hingetragen
zu einem Meer, in dessen Schoß,
gebenedeit und grenzenlos,
mein Leben sich vergisst.
Aus: Kreuzfahrt Gedichte, Verse von Hans Ehrenbaum-Degele, Kreuzfahrt - einem kleinen Tischlermädchen, Kugel-Verlag, Hamburg, o. J.
Hans Ehrenbaum-Degele, geboren am 24. Juli 1889 in Berlin; gestorben am 28. Juli 1915 am Narew, Lyriker und Herausgeber. 1911 erschienen seine ersten Gedichte u. a. In Der Sturm (Hrsg. Herwarth Walden) und in Die Bücherei Maiandros (Hrsg. Alfred Richard Meyer) In den Jahren 1912 und 1913 trat er in Kurt Hillers Kabarett Gnu auf. Ab 1913 gab er zudem gemeinsam mit Robert Renato Schmidt, Ludwig Meidner und Paul Zech die Zeitschrift Das neue Pathos heraus. Kurt Erich Meurer widmete ihm und Paul Zech seinen 1913 erschienenen Gedichtband Jeder Tag hißt Fahnen. Vier Tage nach seinem 26. Geburtstag „fiel“ er 1915 an der Ostfront.
Das Bild ist von Edward Reginald Frampton (1870 - 1923)
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