Ich als Dichter
Wenn ich den Tag schon opfre doch
Rein nur Vergnügens Sachen,
So will ich wenigst ' abends noch
Ein klein Plaisir mir machen.
Ich bitt ' du magst nur hier vor all 'n
Auf jeden Scherz verzichten;
Am Tage nämlich tu ich mal 'n,
Und abends tu ich dichten.
Ich dicht ' auch emsig jeden Tag,
Nicht ohne ihn zu malen,
Ganz gleich, wenn es zuletzt auch mag
Gar manchem nicht gefallen.
Gehör zur Zahl der Dutzenddichter
Und will auch für die Zeilen nichts,
Das Honorar in Weis ' ist schlichter,
Bereits bezahlt ist 's mir - ich dicht 's,
Zum täglich Brot gehört mir Dichten,
Und bring ich 's auch nicht zu Papier,
Muß auf Verleger ich verzichten -
Der Selbstverlag bleibt selig mir.
Text und Bild: Carl Spitzweg (1808 - 1885)
Aus: Und abends tu ich dichten: Gedichte und Zeichnungen von Carl Spitzweg, herausgegeben von Eckhard Grunewald, DTV 1997
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