Montag, 20. Februar 2023

Edlef Köppen: Erlösung zur Nacht

 


Erlösung zur Nacht

So fallen Worte von uns ab, wie nachts der Wind
In leisem Rieseln Rinnsal wird und über Feuer rinnt
Und alle Blumen tötet, achtlos wie ein spielend Kind.

Und die Gebärden unseres Seins versteinen wie von Tieren,
Die unter blassen Blätter kaltem Hauch erfrieren
Und wie gebenedeite Male weglang junge Morgen zieren.

Ein Ton aus unserer Mutter müden Sterbeangstgebeten
Zerbricht in uns, eh das Tal der Erde je betreten
Und ehe warme Wellen je aus seinem Zittern wehten.

Leib wird zu kahlem Baum – langsam die Äste sinken,
– In letztem Hoffen noch ein letztes zages Winken
Und letztes Einmal noch die Milch der Sterne trinken –

Hingeht die wehe Welt. O goldenes Abendglühen!
Entflammt sind alle Glocken, und aus allen Höhen
Mild senkt sich Gnade. Und die stummen Steine blühen.

Edlef Köppen, geboren am 1. März 1893 in Genthin, war ein deutscher Schriftsteller und Rundfunkredakteur. Auch er trat, wie so viele seiner Generation, 1914 als Kriegsfreiwilliger in die Armee ein. Er diente als Artillerist und kam im Oktober 1918, von den Kriegserlebnisssen traumatisiert und desillusioniert, nach Hause. Die Erlebnisse verarbeitete er später in seinem großen Roman Heeresbericht. Köppen vertrat seitdem pazifistische Positionen.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten, wurde Köppen als Leiter der Funk-Stunde Berlin abgesetzt. Sein Weltkriegsroman fiel der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland zum Opfer. 1935 wurde der Roman verboten.

Edlef Köppen starb am 21. 2. 1939 in einem Lungensanatorium in Gießen an den Spätfolgen seiner Kriegsverletzung.


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