Donnerstag, 9. Februar 2023

Louise Brachmann: Augensprache

 

Augensprache

Schweige, Mund und redet Augen!
Andre Sendung will ich nicht.
Nur so zarte Boten taugen,
Wo ein zart Geheimniß spricht.

Durch der Wimpern Schattenschleier
Dringen Blitze, bang, doch kühn,
Süßes, wunderbares Feuer,
Spiegelnd in der Wangen Glühn.

Ja, mit Wundermacht entzünden
Licht sie im verwandten Sein,
Wissen schnell die Bahn zu finden
Tief ins Herzens Herz hinein.

Und die lieblichen Gesandten
Führen mächt 'ge Sprache dort,
Und so schlingt mit Wechselbanden
Sich der Blicke Botschaft fort.

Unentweiht von äußern Zeugen,
Nur im heilig stillen Raum,
Lang ' noch weil ' in zartem Schweigen,
Lichter, seel 'ger Himmelstraum....

Louise Brachmann (* 9. Februar 1777 in Rochlitz; † 17. September 1822 in Halle/Saale), aus: Auserlesene Dichtungen von Louise Brachmann, herausgegeben und mit einer Biographie und Charakteristik der Dichterin begleitet vom Professor Schütz zu Halle
Erster Band neue wohlfeile Ausgabe Leipzig 1834

Karoline Louise Brachmann wurde als Tochter des Kreissekretärs Christian Paul Brachmann und dessen Frau Friederike Louise geb. Vollhard in Rochlitz geboren. Bedingt durch die Versetzungen des Vaters lebte Brachmann neben Rochlitz auch in Döbeln, Kölleda und ab 1787 in Weißenfels. Die Mutter, eine gebildete Pfarrerstochter, unterrichtete ihre Kinder selbst.
In Weißenfels lernte Brachmann die Geschwister Sidonie und Friedrich von Hardenberg (Novalis) kennen. Novalis vermittelte die Publikation einiger Gedichte Brachmanns in Schillers Horen und seinem Musenalmanach für 1798 und 1799. Für einen kleinen Gedichtband von ihr fungierte Schiller ebenfalls als Herausgeber.
Dreiundzwanzigjährig unternahm sie wegen einer Ehrverletzung einen Suizidversuch. Nachdem in den darauffolgenden Jahren ihre Eltern, ihre Schwester und ihre Kindheitsfreunde, die beiden Hardenbergs, gestorben waren, versuchte sie, sich durch Schriftstellerei ein Auskommen zu schaffen und war zur Vielschreiberei gezwungen. Dabei machte sie besonders häufig ein stilisiertes Mittelalter mit entsprechend stereotypen Ritterfiguren, wie sie in dieser Zeit beliebt waren, zum Thema. Unterstützung fand sie bei ihrer Tätigkeit durch Friedrich Schiller, Sophie Mereau und Clemens Brentano sowie Friedrich de la Motte Fouqué. Ihre ungesicherte Existenz, literarische Misserfolge und fehlende künstlerische Anerkennung führten immer wieder zu depressiven Anfällen. Adolf Müllner charakterisierte sie als „deutsche Sappho“. Nach einer unglücklichen Liebesbeziehung ertränkte sich die 45-Jährige in der Saale. (Wiki)

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