Suleika
Nicht
im Rosenschmuck der Jugend
fand
ich dich und liebt ich dich,
grau
schon ringelten die Locken
um
der Stirne Weisheit sich,
doch
in deinem Kusse lodert
ungezähmte
Jugendkraft,
stimmt die
Harfe meiner Seele
zur
Musik der Leidenschaft. -
Deine
grauen Haare bergen,
was
in deiner Seele ruht,
wie
die Asche des Vulkanes
Zeuge
ist der innern Glut,
und
aus deiner Augen Tiefen,
sprühet
blitzend, göttlich rein,
ewig
junges Leben kündend,
deines
Geistes Feuerschein.
Aus: Clara Müller-Jahnke: Gedichte, herausgegeben und illustriert von Oskar Jahnke, Berlin: Buchhandlung Vorwärts (Hans Weber) [1910]
Clara Müller-Jahnke, geboren am 5. Februar 1860 in Lenzen, Kreis Belgard als Clara Müller; gestorben am 4. November 1905 in Wilhelmshagen bei Berlin, war Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin. Sie galt in ihrer Zeit als führende sozialistische Dichterin und machte insbesondere mit ihren agitatorischen Arbeitergedichten auf die Lage der Arbeiter und der Frauen aufmerksam. Doch sie hatte auch eine andere poetische Seite.
Dieses und andere Gedichte von ihr sind auf der verdienstvollen Seite Deutsche Liebeslyrik zu finden: Deutsche Liebeslyrik
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