wir treffen uns im hinterzimmer
um erinnerungen auszutauschen
die gedanken und ich zwängen sich
durch die schmalen ritzen einer tür
die ich geschlossen halten wollte
von der scheune, die wir verbrannten
im heu lagerten alte verblichene
abziehbilder unserer früh verloren
gegangenen illusionen, abgepackt,
in braunen unscheinbaren
pappkartons, der welt verborgen
es waren viele bilder, denen ich
versuchte, auszuweichen, du
hatestt sie verstreut in alle winde
wer hätte sie zusammenhalten wollen
keines gab es, das in einem rahmen
besser zur geltung gekommen wäre
eines das zu jenen gehört, die
über eine prägung verfügen, die
sich nicht ausradieren lässt
das unbewohnte gesindehaus
gewährte unterschlupf und
nur winzige bruckstücke waren
aufbewahrt: auf dem dachboden
standen ein paar alte möbel
die keiner mehr brauchen konnte
die dielen knarrten, von den schrägen
dachziegeln tropfte verdampfte
feuchtigkeit, wenn der putz bröckelte
dazwischen gab es in sparsamen
dosen den für dich sorgenden blick,
den starken arm, vorübergehende
geborgenheit, die schelte, die von
dauer, das schweigen zwischen uns
zu erklären fällt nicht schwer
wir hatten eine abmachung
ohne unterschrift und siegel
die für beide seiten von vorteil
gewesen wäre, doch du weigerst
dich, die verschwiegenheit
zu wahren, immer aufs neue
triffst du vorkehrungen, mir
zu begegnen
worte, klänge,
huschende bilder
entzünden den mutwillen
der gedankengänge, sie
machen sich auf den weg,
mich zu beunruhigen
die hand erzittert
und malt tintenherzflecken
auf das schreibpapier
der salzige geschmack
des faden rinnsals einer
träne aus dem augenwinkel
liegt auf der zunge
und schmeckt
nach vergangenheit
Dagmar Herrmann (2014), Dichterin und Malerin aus Bremen, das Bild „Energie – Des frühen Kindes späte Macht“, Acryl auf Leinwand ist von ihr, mit freundlicher Genehmigung.
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