Mittwoch, 22. Februar 2023

Kurd Adler: Japanische Zeichnung

 


Japanische Zeichnung

Ganz kleine Hände
hoben sich sinnend
dem duftenden Wind.
Warfen Gedanken
knospender Wünsche
lockend ihm zu.
Vertraulich starren
wissende Augen.
Gekeltertem Wein gleich.
Wie ein Hauch weitseidener
fantastischer Ärmel,
die Apfelblüten
regnen lassen
auf ganz kleine Hände.
Die beugen sich still,
wie gefallende Klagen
und trinken bewußt
gedunkelter Lust
entbehrte Fülle.
Und lauschen auf ferne,
unbekannte
verdeckte Geräusche.

Über Kurd Adlers Leben ist kaum etwas bekannt. Er kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg und schilderte in seinen Gedichten die Welt der Schützengräben und die kurzen Momente von Glück, die die Soldaten bei Fronturlauben erlebten. Die Gedichte wurden von Franz Pfemfert in seiner Anthologie Die Aktions-Lyrik. 1914-1916 veröffentlicht; sie waren ab 1915 in Pfemferts Zeitschrift „Die Aktion“ erschienen (unter anderem Das Geschütz, Ruhe an der Front und Betrachten). 1918 erschien eine Sammlung der Gedichte.

Kurd Adler wurde am 6. Juli 1916 bei Kampfhandlungen an der Westfront getötet.

Die Reihe VERSENSPORN - Heft für lyrische Reize hat ihr Heft Nr. 43: Kurd Adler gewidmet.

Die Zeichnung ist von Katsushika Hokusai (1760 - 1849)



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