Allein
Draußen
riecht es schon nach Sommer,
Kleine Kinder schrei’n,
Liebespaare
geh’n vorüber
- Nur du bist allein.
Später
holt dich ein Bekannter,
Küßt dir leicht die Hand
Und führt
dich in seinem Wagen
Sicher über Land.
Er
erzählt dir von Geschäften,
Sagt, daß er dich liebt,
Insoweit
es heutzutage
Eben Liebe gibt.
Und
verführt vom Duft der Wiesen,
Wald und Feld im
Abendschein,
Sprichst du ihm von Deiner Sehnsucht,
Deinem
Einsamsein.
Doch
er meint, auf Seelenleben
Läge er nicht viel Gewicht
Und er
säh’ im allgemeinen
Mehr auf Beine und Gesicht.
Und
er hätte Glück bei Frauen,
„Weil er es versteht“,
Und du
könntest ihm vertrauen.
Denn er sei diskret.
Doch
du siehst längst aus dem Fenster
Starr und unverwandt,
Vögel
zieh’n und bunte Blumen
Steh’n am Wegesrand.
– Eine
Hand faßt heiß nach deiner.
– Wird das immer sein? –
Neben
uns sitzt irgendeiner –
Und man ist allein.
Lilli Recht aus: Ziellose Wege, Druck von Heinrich Mercy Sohn, Prag 1936
Lilli Recht wurde am 17. Februar 1900 in Hodolany / Hodolein bei Olomouc / Olmütz geboren.1938 emigrierte sie gemeinsam mit ihrer Schwester nach Italien 1926 zog sie nach Prag, wo sie ihre Gedichte und Texte im Prager Tagblatt veröffentlichte. 1936 erschien ihr einziger Gedichtband Ziellose Wege. Lilli floh gemeinsam mit ihrer Schwester vor der nationalsozialistischen Besetzung nach Italien, 1941 wurde sie interniert. Nach ihrer Freilassung 1944 lebte sie in Neapel und später in Potenza. Weitere Lebensdaten sind nicht bekannt.
„Ich
meine nicht die Braungebrannten
Wegwärts im grünen Wagen.
Ich
meine jene stets Verbannten,
Die ihre Sehnsucht durch die Länder
tragen.
Die
Liebe suchen und die vor ihr fliehen
Und immer irgendwo ihr Glück
versäumen.
Ich meine die, – die alle Welt durchziehen
Und in
der Ferne von der Heimat träumen."
Das Bild ist von Arthur Segal (1875 - 1944)
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