Einmal war ich Stern. . .
Einmal war ich Stern. Jäh stürzte ich
Zum tiefsten Flutengrunde hin.
Die Wellen überborden mich,
Dieweil ich überzählig bin.
Doch wenn auch ausgeschäumt mein Ich
Auf allen Meereswogen ist:
Zuweilen singen Muscheln mich,
Daß mich das Dunkel nicht vergißt.
Arthur Silbergleit, aus: Der ewige Tag. Gedichte. Hrsg. von der Künstlerhilfe der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Levy, Berlin, 1935. Auch: Heinz Piontek: Poesiealbum 326, Märkischer Verlag Wilhelmshorst, 2016
Arthur Silbergleit, geboren am 26. Mai 1881 in Gleiwitz in Oberschlesien; wurde am 13. März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er noch im gleichen Monat starb. Sein Freund Erwin Magnus führte ihn im Verein Breslauer Dichterschule ein, wo er durch Paul Barsch, Marie Muthreich und Paul Keller gefördert wurde. In diesem Kreis wurde Silbergleit 1905 mit Walter Meckauer bekannt, später mit Paul Mühsam, die beide der Breslauer Dichterschule angehörten.
„Silbergleit ist ein Dichter, der am Webstuhl der Natur sitzt, in dem Göttliches noch ursprünglich wirkt. Er kommt vom Religiösen her, alles in ihm, an ihm ist stark und tief von Gläubigkeit durchglüht. In seinen Werken verknüpfen sich Stoff und Idee, Welt und Geist, verbinden sich Wissenschaft und Dichtung. Arthur Silbergleit kann selbst in seinen weltlichen Werken nicht verleugnen, daß er ein Sproß seiner Litauischen Ahnen ist, die als Priester in den Zelten Israels heimisch waren.“ Max Tau (1897 - 1976), deutsch-norwegischer Schriftsteller.
„Die Benennung Sänger trifft auf Silbergleit vorzüglich zu, auf die Geschmeidigkeit und Beherrschung des Reims, auf die innere Regentschaft über Klang und Reim, auf die sorgfältige Vokalisierung, auf den bel canto, der jede lyrische Empfindung begleitet.“Max Hochdorf (1880 – 1948)
Heimats - Sehnsucht
Mich fasst ein Sehnen nach der Heimat,
Wo wild des Jordans Wasser rauscht
Und wo ein wegematter Wand´rer
Ergriffen einer Harfe lauscht
Dem Schmerz- und Witwensange Zions,
Der Königin des Weltenthrons, . . .
Mich fasst ein Sehnen nach dem Jordan
Und nach den Cedern Libanons.
Aus: Ost und West, Heft 12, Dezember 1901
Heimkehr
Zieh´n wird ein wunderbares Schiff -
Denn Lilien reiner leuchten seine Segel.
Bei seinem Nahen sinkt ein jedes Riff,
Und um den Mast hin schweben Friedensvögel,
Verträumte Kinder eines Feierland´s,
Die leise nur mit ihren Flügel schlagen,
Weil bleiche Mädchen, sanft im Mondenglanz,
Hinrudernd auf der weißen Wellen Tanz,
Den Ahasver zu Blumenufern tragen.
Aus: Die Welt - Zentralorgan der zionistischen Bewegung, Jg. 7 (10. 4. 1903)
Bild: Unknown – National Library of Israel, Schwadron collection.
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