Widmung
Die ihr im flüsternden Walde nächtens schweift,
Vorm falben Frühlicht in die Häuser kehrt,
Nach Schmetterlingen langt, nach Faltern greift,
Ihr licht- und frohen Kinder unversehrt
Von Qual, die sinnlos uns am Boden schleift,
Die uns der Tage Munterkeit verwehrt,
Und, wenn die stumpf Entschlafnen Morgen streift,
Heiß gegen Wollen und Traum aufbegehrt:
Ich will erinnern, wie ich eure Kreise,
Die Spiele der begeisterten Natur
Verlassen musste, Hügel, Fluss und Flur,
Wie ich die tief in Lehm geschnittnen Gleise,
Hinwandernd zu den großen Städten kam:
Nun kenn ich Jugend krank und Alter gram
Und die Zertrümmerung der Menschen-Seele.
Robert Jentzsch, Lyriker und Mathematiker aus Königsberg, geboren 1890, war schon früh im beginnenden Expressionismus dabei, im „Neuen Club“ und im Café des Westens, bedichtete Jacob von Hoddis, turtelte mit Emmy Hennings und studierte dann in München Mathematik. Er fiel am 21.03.1918 in der Schlacht von Cambrai.
Er veröffentlichte hauptsächlich Gedichte in Pfemferts Aktion und in der frühexpressionistischen Zeitschrift „Beiblatt der Bücherei Maiandros“. Er machte nach dem Tod seines Freundes Georg Heym Werbung für dessen Gedichte bei Erich Mühsam, der dann auch etwas in seiner Zeitschrift KAIN veröffentlichte.
Das Foto zeigt Robert Jentzsch, 1908 - 1910, Reproduktion im Robert-Jentzsch-Archiv 20, Foto: N.N., mit freundlicher Erlaubnis von Katja Schneider-Stief, Privatarchiv Nina Schneider, Hamburg. Link zur Lizenz
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