Die Lilien
Die Lilien steigen weiß wie Glocken-türme
Ins Feuer-Dunkel tönend wie Kristall:
Oh Schlaf! Und goldnen Samens Düfte-Fall
Erschlaffe uns und schläfre ein die Stürme:
In unsern entblößten Herzen bohren die Nächte,
Gequälte wir pressen den Leib der bebenden Wand:
Mit Schluchten dehnet hinunter das flutende Land:
Wolke blutet: wir starren in stürzende Schächte.
Die unbetäubten Straßen hallen fort.
Die bösen Schritte, laut, verhallen wirr.
Der Lilien dünne Stäbe sind verdorrt.
Der Morgen sickert ins Zimmer, trüb und irr.
Robert Jentzsch Der Lyriker aus Königsberg, geboren 1890, war schon früh im beginnenden Expressionismus dabei, im „Neuen Club“ und im Café des Westens, bedichtete Jacob von Hoddis, turtelte mit Emmy Hennings und studierte dann in München Mathematik. Er fiel am 21. 03. 1918 in der Schlacht von Cambrai.
Er veröffentlichte hauptsächlich Gedichte in Pfemferts Aktion und in der frühexpressionistischen Zeitschrift „Beiblatt der Bücherei Maiandros“. Er machte nach dem Tod seines Freundes Georg Heym Werbung für dessen Gedichte bei Erich Mühsam, der dann auch etwas in seiner Zeitschrift KAIN veröffentlichte.
Die Lilien, aus: Die Aktion Nr. 17. 12. Juni 1911
Die Illustration ist von Philipp Otto Runge (1777 - 1810)
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