Vorfrühlingshimmel
Blätter wollen im Winde fliegen,
Winde die Chaussee begleiten,
Wolken sich auf Winden wiegen,
Taumelnde Beschwerlichkeiten. -
Und ich komme, seltsam kühn,
Und als ob ich nicht Ich wäre,
Aus den Winden, Avenuen,
Mehr in das Imaginäre.
Paul Boldt, aus: Die Aktion Bd. 3, Jg. 1913, Nr. 9 (28. Feb.)
Die Reise
In diesem Herbst, der nicht mehr wärmt, ist Trauer.
Seit aller Vogelflug nach Süden schwärmte
Und Liebe sich um ihr Geliebtes härmte,
Schüttet die Nacht unnennbare Schauer
Über den Weg, den ich zu gehen wähnte.
Ach, Kreuzweg kam! Ach, Kreuzweg! Ungenauer
Sieht mein Gesicht. Ins Auge nebelgrauer
Stach Bitternis so, bis es tränte, tränte.
Wie schritt ich eigenmächtig in die Ferne.
Die Tage brannten magisch an den Händen.
Es lullte mich. Ich trug die Träume gerne,
Und als Verdienst erschien ein Abenteuer. – –
Die Straße hält auf diesem schwarzen Sterne;
Gestrüpp von Nächten. Schmutz ist im Gelände.
Paul Boldt, aus: Die Aktion Bd. 3, Jg. 1913, Nr. 39 (27. Sept.)
Am 16. März 1921 starb der 1885 geborene Dichter Paul Boldt in Freiburg im Breisgau an einer Embolie nach einer Operation. Er hinterließ nur einen Gedichtband, schon 1918 hatte er aufgehört zu schreiben. Doch durch sein Gedicht „Junge Pferde“ wurde er 1914 in Künstlerkreisen berühmt.
Das Bild ist von Herbert von Reyl-Hanisch (1898 - 1937)
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