Wie bin ich heute selig
Ich
pfeife schon den ganzen Morgen
Und döse für mich hin.
Die
Sonne ist in Regenlust verborgen –
Doch irgendwas erheitert
meinen Sinn.
Die
Menschen sehn heute anders aus,
Das Zeitungsmädchen hüpft so
niedlich, –
Die lange Straße, Haus an Haus,
So regengrau –
und schläfert doch so friedlich.
Was
gestern hier lärmte, roh und fuselkehlig,
Das ist heute alles
stumm. –
Wie bin ich heute selig –
Und weiß doch nicht
warum –
Ihr
lieben Leute, ich schalt euch: unausstehlich,
Fluchte manchmal,
schalt euch: schlecht und dumm,
Vergebt mir heute, ich bin so
selig
Und weiß doch nicht warum.
Der
du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den,
der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest;
Ach,
ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und
Lust?
Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust!
Gerrit Engelke
Gerrit Engelke wurde am 21. Oktober 1890 in Hannover geboren. „Gewiß ist Engelke der Dichter des Maschinenzeitalters, doch unter dem Einfluß Whitmans erscheint bei ihm die Arbeitswelt in idealisierter Sicht. . . . Trotz aller Faszination teilte er freilich den unreflektierten Fortschrittsglauben seiner Zeit nicht.“ , heißt es über ihn im Buch „Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen - Vergessene und verkannte Autoren des 20. Jahrhunderts“ von Hans J. Schütz.
Am 13. Oktober 1918 fiel er an der Westfront, kurz nachdem er einem Freund geschrieben hatte, er wolle über das „vom Krieg befreite, wieder menschlich-brüderlich werdende Völkereuropa der Städte, der Arbeit, des Lebens“ schreiben.
Dass Engelke dem städtischen Leben jedoch auch kritisch gegenüber stand zeigt sein Gedicht „Ich will heraus aus dieser Stadt“, in dem es unter anderem heißt: „Bald hab ich diese Straßenwochen, / bald diesen Stadtbann aufgebrochen / und ziehe hin, wo Ströme durch die Ewig-Erde pochen, / ziehe selig in die Welt!“
Das Bild
ist von Eugeniusz Zak (1884 - 1926)
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