Nie mehr.
Ein Regen von blassen Rosenblättern um mich,
leise. Sie rieseln und schaukeln und ich kann sie nicht
fassen.
O, die Süße, die augenschließende Süße.
Weißt du es noch?
Wie scheu der frühe Tag! Hellgolden, wimpern-
schließend. Und doch voll rieselnder Sonne, wartend
im Morgenwind, der halb erst erwacht.
Sichte ich deinen Mund?
Floh ich deine Lippen?
Was zwang mich dir zu?
Was riß mich von dir?
Der Regen von blassen Rosenblättern um mich,
leise rieselnd.
Ich kann sie nicht fassen.
Die Süße, die schwüle, zitternde Süße!
Weißt du es noch?
Wie heiß der volle Tag! Lichtsprühend, siegend.
Ein Taumeln in Glut, ein Aufschreien - -
Zu viel Glanz, zu viel Licht, zu viel Sonne, zu
viel Schönheit - - du und ich - -
Und nun die Nacht.
Immerfort die Nacht.
Kein Abend, kein Mittag, und nimmermehr
der Morgen.
Nie mehr! -
Gib ihn mir wieder! -
Weißt du noch? -
Nie mehr! -
Nie? - ! -
Ein Regen von blassen Rosenblättern um mich,
leise. Sie rieseln und schaukeln und ich kann sie nicht
fassen.
Aus: Anna Croissant-Rust, Gedichte in Prosa, Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin 1896
Anna Croissant-Rust (* 10. Dezember 1860 in Dürkheim; † 30. Juli 1943 in München).
Das Bild: Einbandzeichnung von Richard Scholz (1860 - 1939)
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