Frühling
Am Hang die ersten Leberblümchen blühn,
In einem keuschen unsagbaren Blau,
Ich sehne mich nach einer blassen Frau,
Und möcht’ so gern einen netten Hund erziehn,
Hier bei Berlin.
Etwas in mir drängt öfter jetzt zum Schreien,
Ich sinn’ oft Kindern nach und liebe jedes Tier,
Und kann mich nicht von einer Last befreien:
Vielleicht stammt jener arme Zeitungsjunge hier
Von mir ...
Ich kann jetzt nur noch in die Ferne schaun,
Ich rechne schwer und habe schlimme Träume,
So dass mein Chef (Abzahlung, Innenräume!)
Mit heute wollte eine runterhaun,
Vor allen Fraun!
... Einmal wird Flieder sein und mit ihm jene Frau.
Ich werde dann nach Wannsee mit ihr fahren,
Wir werden Baden gehn. Weiter will ich nichts sagen.
Ich hab’ ein Boot beschafft! Und kann nicht ohne eine ...
Sie oder keine! –
John Förste (1889 - 1941)
Geboren am 26. Januar 1889 in Mainz als Joseph Förste. . . . 1914 bis 1919 Veröffentlichungen in den Zeitschriften Die Aktion, Jugend, Menschen sowie in der Anthologie 1914–1916 und im Aktionsbuch unter dem Namen Jomar Förste, der Ausdruck seiner Rilke-Verehrung ist. Beteiligt an der Gründung der nachrevolutionären DADA-Zeitschrift Jedermann sein eigner Fußball sowie an der von George Grosz und John Heartfield herausgegebenen Zeitschrift Die Pleite. Veröffentlichungen u. a. in Die Pleite, der satirischen Arbeiterzeitung Der Knüppel sowie in den Unterhaltungsblättern Jugend, Simplicissimus und Ulk als John Förste. Fortschreiten einer Lungentuberkulose, die zahlreiche Krankenhausaufenthalte nach sich zieht. Bittere Armut und große Not. Am 21. März 1941 stirbt Joseph Förste im Dr.-Heim-Hospital in Berlin-Buch an Lungen- und Kehlkopftuberkulose.
Aus „Versensporn - Heft für Lyrische Reize“ Nr. 23 - John Förste, Erste Auflage 2016
Das Bild „Bootsfahrt auf dem Wannsee“ ist von Hans Hermann (1858 - 1942)
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