An Hölderlin
Und du starbst auch, du Sohn des Frühlings?
Du, dessen Leben war wie lauter
Strahlende Flammen in Nachtgewölben,
Aus denen die Menschen stets vergeblich
Nach Ausweg und Befreiung suchen?
Du starbst. Denn diese griffen töricht
Nach deiner reinen Flamme aus
Und löschten sie, denn immer ward
Das Große diesem Tier verhaßt.
Dir senkte die Moira
Unendliches Leid auf den zarter schwingenden
Geist herab,
Da hüllte der Gott seinem frommen Sohn
Dunkelnde Binden um das gemarterte Haupt.
Georg Heym (1887 - 1912)
Der Sommer
Die Tage gehn vorbei mit sanfter Lüfte Rauschen,
Wenn mit der Wolke sie der Felder Pracht vertauschen,
Des Tales Ende trifft der Berge Dämmerungen,
Dort, wo des Stromes Wellen sich hinabgeschlungen.
Der Wälder Schatten sieht umhergebreitet,
Wo auch der Bach entfernt hinuntergleitet,
Und sichtbar ist der Ferne Bild in Stunden,
Wenn sich der Mensch zu diesem Sinn gefunden.
Friedrich Hölderlin (20. 3. 1770 - 7. 6. 1843)
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