Schon läuten mir die letzten glocken -
Vor mir noch all mein unbebautes land
Von keiner ernte weiß noch diese hand
Und meines herzens ströme stocken.
Ein wehes wehr staut sie zurück
Sie bäumen sich vergebens an die wände
Kein einziger der ein entrinnen fände -
Und draussen pocht und lockt das glück.
Ich fass dich nicht . mein arm ist schwer -
Auf immer muss ich deine gaben missen
Aus traum und staunen wird ich weggerissen
Schon weht es wild und schaurig um mich her.
Aus: Blätter für die Kunst 1/5 1900/01
Karl Wolfskehl, geboren am 17. 9. 1869 in Darmstadt, gestorben am 30. 6. 1948 im Exil in Auckland, Neuseeland. Er war aktiv im Münchner Kreis um Stefan George, mit dem er von 1892 bis 1919 die Zeitschrift „Blätter für die Kunst“ und 1901 bis 1903 die Sammlung „Deutsche Dichtung“ herausgab.
Karl Wolfskehl hat sich über den Charakter des Regimes der Nationalsozialisten nichts vorgemacht. Während andere seiner Freunde, vornehmlich aus dem Georgekreis, noch abwarteten, reiste er am Tage der Machtergreifung über Basel erst ins italienische, 1938 ins neuseeländische Asyl, ins Antithule, wie er die Insel am entgegengesetzten Teil der Erde nannte, so weit von Deutschland weg wie irgendwie möglich.
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