„Ganz still einmal im Grünen liegen können
und alles
vergessen dürfen, was man soll und muß -
und sein Träumen
gleich Schmetterlingen gaukeln lassen.“
* * *
Hüt' vor dem Alltag,
was du Heiliges hast!
Er verstaubt es dir.
Er macht es dir zu Leid
mit seinem Neid…
er macht es dir zu Last!
Hüt' vor dem Alltag,
was du Heiliges hast!
* * *
Ich möchte still am Wege stehn
Ich möchte still am Wege stehn
und möcht' es Frühling werden sehn,
ich könnt' noch immer wie ein Kind
bei jeder kleinen Knospe säumen!
Und klänge in den kahlen Bäumen
ein Vogeltriller … ach, ich könnt',
mir einen langen Sommer träumen
voll Klang und Glanz und Sonnenschein
und glücklich sein!
Cäsar Fleischlen, aus: : »Sonntagsfeier«, 1922, erschienen im Verlag des Vereins für soziale Ethik und Kunstpflege in Berlin
Cäsar Flaischlen (1864 - 1920) war Anfang des 20. Jahrhunderts ein bekannter Lyriker und Mundartdichter.
Poesiealben, wer kennt sie noch? In meiner Jugendzeit, als ich so zwischen 12 und 14 Jahre alt war, durfte (musste?) ich mich auch in einigen verewigen. Da es Mitschülerinnen waren, die mir geneigt erschienen (die anderen gaben mir ihr Poesiealbum nicht), gab ich mir doch einige Mühe. Ich hatte ein Standartvierzeiler, dass es die ersten vier Zeilen von einem Gedicht von Cäsar Fleischlen waren, wusste ich nicht, und wäre mir auch ziemlich egal gewesen. Da diese vier Zeilen in fast jedem Poesiealbum auftauchten, war es wichtig, sich vorm Schreiben zu vergewissern, dass es nicht jemand schon vorher zitiert hat. Man möge uns verzeihen, dass es immer ohne Autoren- und Quellenangabe geschah. . .
Hab Sonne im Herzen!
Hab Sonne im Herzen,
ob's stürmt oder schneit.
Ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag,
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen,
mit fröhlichem Klang
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang!
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme, was mag,
das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Das Bild ist von Ferdinand Hodler (1853 - 1918)
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