Nun schweig
Nun schweig und fühle, wie die Schatten wehn;
Aus tiefen Himmeln bunte Flammen sinken,
Und schwarze Wolken felsenzackig stehn
Um blanke Dächer, die wie Seen blinken.
Und suche meine Seele nicht, die liegt
In jenem Baum, weit hinterm Sonnenfeuer,
Der sich im Weltall zwischen Sternen wiegt.
Der Greis
Länder und Seen durchschwommen
Brünstig allen Fernen.
Wittre nun in den Nächten
Nach Ländern über Sternen.
Als ich ein Kind war,
Glänzte so weit mein Teich,
Hinter jedem Wipfel
Grünte ein Zukunftsreich.
Stützt zu Berg mich, Söhne,
Dicht in meine Nähe,
Daß ich noch einmal
Die kleine Erde sehe.
Peter Baum, aus: Gott und die Träume, Dichtungen; Berlin Axel Juncker 1903
Im Stürmen hielten in der Hand das Leben,
Die Erde stockte in der Lüfte Beben,
Da hört ich deine Geigenstimme schweben -
Und Häuser tief gesenkt in Frieden,
Bis dass sie rot gen Himmel sieden,
Ein Teufelshut auf Kindesblick,
Ein Flammenaufgang fern, bald näher.
Und deine Geige strahlet weher
Mir spiegelfaltigen Glanz zurück.
Aus: Schützengrabenverse, Verlag Der Sturm, Berlin 1919
Peter Baum (* 30. September 1869 in Elberfeld; † 6. Juni 1916 bei Keckau/Riga)
In Berlin gehörte er von 1892 bis zur Auflösung des Dichtervereins 1898 dem „Tunnel über der Spree“ an. Seit 1898 stand Baum in Verbindung zum Autorenkreis um Peter Hille. Eine Freundschaft verband ihn mit Herwarth Walden, an dessen Zeitschrift „Der Sturm“ er mitwirkte. Baum war Mitglied der lebensreformerischen Vereinigung „Die Kommenden“ und stand der „Neuen Gemeinschaft“ nahe. Er galt als engster Vertrauter von Else Lasker-Schüler. Nach der Scheidung seiner ersten Ehe mit Johanna Mathilde Stivarius im Jahre 1913 war er mit der Künstlerin Jenny Boese verheiratet. Peter Baum, der sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Freiwilliger gemeldet hatte, „fiel“ 1916 im Baltikum.
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