Dienstag, 24. Januar 2023

Peter Hille: Waldesstimme

 


Waldesstimme

Wie deine grüngoldnen Augen funkeln,
Wald, du moosiger Träumer!
Wie deine Gedanken dunkeln,
Einsiedel, schwer vom Leben,
fastseufzender Tagesversäumer!

Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben
wie´s Atem holt und voller wogt und braust
und weiter zieht -
und stille wird -
und saust.

Über der Wipfel hin- und wiederschweben
hoch droben steht ein ernster Ton,
dem lauschten tausend Jahre schon
und werden tausend Jahre lauschen. . .
Und immer dieses starke, donnerdunkle Rauschen.

Peter Hille, aus: Aus dem Heiligtum der Schönheit, Aphorismen und Gedichte, Philipp Reclam jun., Leipzig 1909

Am 7. 5. 1904 verstarb in Berlin der noch nicht einmal 50 Jahre alte Dichter Peter Hille. Else Lasker-Schüler setzte ihm mit dem 1906 erstmals erschienen „Peter-Hille-Buch“ ein Denkmal.

„Ein Mägdelein wollte einmal von mir eine Definition des Kusses. Ich gab ihm einen, und es wußte genau Bescheid.

Peter Hille also – na, Peter Hille ist Peter Hille. Zum Teufel! Wollt ihr noch mehr wissen?

Was ist Liebe? Liebe ist, wenn man – Ach was! Liebe ist Liebe! Ein Kuß ist ein Kuß! Und Peter Hille ist Peter Hille!”

Erich Mühsam (1878 - 1934), aus seinem Nachruf auf Peter Hille, im „Neuen Magazin für Literatur, Kunst und soziales Leben“, 1904

Das Portrait des Dichters ist gemalt von Lovis Corinth (1858 - 1925)

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