Solang du Selbstgeworfnes fängst
Solang du Selbstgeworfnes fängst, ist alles
Geschicklichkeit und lässlicher Gewinn -;
erst wenn du plötzlich Fänger wirst des Balles,
den eine ewige Mit-Spielerin
dir zuwarf, deiner Mitte, in genau
gekonntem Schwung, in einem jener Bögen
aus Gottes großem Brücken-Bau:
erst dann ist Fangen-Können ein Vermögen, -
nicht deines, einer Welt. Und wenn du gar
zurückzuwerfen Kraft und Mut besäßest
nein, wunderbarer: Mut und Kraft vergäßest
und schon geworfen hättest, . . . wie das Jahr
die Vögel wirft, die Wandervogelschwärme,
die eine ältre einer jungen Wärme
hinüberschleudert über Meere -, erst
in diesem Wagnis spielst du gültig mit.
Erleichterst dir den Wurf nicht mehr; erschwerst
dir ihn nicht mehr. Aus deinen Händen tritt
der Meteor und rast in seine Räume. . .
Rainer Maria Rilke
Das Bild ist von der 2016 verstorbenen Fredelsloher Künstlerin Andrea Rausch
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