Mittwoch, 25. Januar 2023

Christian Friedrich Wagner: Erinnerungen hinter der Erinnerung

 


Erinnerungen hinter der Erinnerung

Strahlt nicht auf mitunter, so zu Zeiten
Kunde her von unsern Ewigkeiten?

So urplötzlich und so blitzesschnelle
Wie die blanke Spiegelung einer Welle?

Wie die ferne Spiegelung eines bunten
Kleinen Scherbens an dem Kehricht drunten?

Wie die rasche Spiegelung einer blinden
Fensterscheibe am Gehöft dahinten?

Die metall’ne Spiegelung einer blanken
Pflugschar drüben an der Wiese Schranken?

Augenblicks mit Licht für dich übergießend,
Augenblicklich in ein Nichts zerfließend?


Christian Friedrich Wagner, geboren am 5. August 1835 in Warmbronn, Baden-Württemberg; gestorben am 15. Februar 1918 ebenda, Kleinbauer und Dichter.

„... er fühlte die tiefe Zusammengehörigkeit zwischen Tier, Mensch und Pflanze, Stein und Stern. Und er liebte das alles. ... Er war dogmenlos fromm. ... Er war allerdings ein Landmann; er hat die Natur gekannt, aber das Hälmchen war ihm kein Anlaß, 'Duliöh!' zu schreien oder ein knallig angestrichenes Gemüt leuchten zu lassen. Er war ein in sich gekehrter Künstler und wohl wert, daß wir ihn alle läsen und verehrten.“ (1919)

Kurt Tucholsky 

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