Die vielen Dinge
Umflatternd die belustigten Personen,
Schwirrte dein Lied den Lampenkranz entlang.
Ich sah dich an und weinte. Mich bezwang
Dein Dasein. Könnt' ich's irgend doch belohnen.
In Tränen blickend! Bühne, Lusterkronen,
Ein alter Herr, der weise sich betrank ...
Da rief ich aus in weichem Überschwang:
Wie schön ist es, daß wir in Formen wohnen!
Was in und über mir ist, sprach verschmitzt:
»Du bist es selbst, was nimmer du besitzt,
Und nennst es: Wein, Greis, Mitzi, Rosen!
Bist eins mit ihm und wirst es nie verstehn,
Du liebst, und liebst dich selbst als Irgendwen.
O du Gestalt des ewig Wesenlosen!«
Hymnus
Wo kommt meine Liebe her?
Wo denn wogt das unsichtbare Meer,
Draus sich alle Tränenquellen sammeln?
Wolken wandern. Erste Tropfen stammeln,
Hochgeheime Regen niederfahren,
Und das innre Fließen schwindet nie . . .
Kreislauf, heiliger, der Sympathie,
Sei gesegnet, der du Leben schänkst,
Die Vertrockneten mit Tränen tränkst,
Und den Durst uns stillst, den einzig unstillbaren!
Aus: Franz Werfel Gesammelte Werke, Das lyrische Werk, Herausgegeben von Adolf D. Klarmann, S. Fischer Verlag 1967
Franz Werfel, geboren am September 1890 in Prag, Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker, ging 1938 nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich ins Exil, zuerst nach Frankreich, dann in die USA. 1941 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er starb am 26. August 1945 in Beverly Hills, Kalifornien.
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