In der Nacht
Oft in der Nacht,
wenn der Mond auf mein Kissen scheint,
lehnt es sich sacht
mir ans Ohr und weint.
Und ich kann mich nicht rühren und kann nicht fragen:
Was kommst du mir klagen?
Oft in der Nacht
lieg’ ich in Stummheit und dunklem Bluten
tief verwacht
in meines Herzens roten Fluten
und ist in den Weiten nicht eine Hand,
die mich zöge an ein festes Land.
Oft in der Nacht
starr’ ich hinauf in das ewige Schweigen
und sehe die Macht
der Götter entthront ins Dunkel steigen;
und aus Nichts beginn’ ich in Lieben und Lügen
die Welt zu fügen.
Julius Havemann, geboren am 1. Oktober 1866 in Lübeck; gestorben am 30. August 1932 in Klempau).
1929 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht wieder erholte. 1930 setzte sich Thomas Mann, dessen Werk Havemann 1909 in der konservativen Zeitschrift Eckart ausführlich besprochen und gewürdigt hatte, für ihn ein.
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