In meiner Zelle
Ich seh´ nicht viel von Deiner Sonne,
Gar schmaler Streifen Himmel blaut mir nur.
Ich seh nicht mehr die mir vertrauten Augen.
Verwischt ist aller Liebe Spur.
Doch seh ich eins: Dein Antlitz leuchtet
Durch alle Dunkelheit mir Tag für Tag
Mit spitzen Dornen seh ich Dich umwunden;
Du blickst mich an mit wehestummer Frag`:
„Bist Du mein Jünger nur in frohen Stunden?
Folgst Du mir nur auf Tabors sel´ge Höhn?
So muss zum Kreuzeshügel einsam
Ich meinen Weg alleine gehn. . . ?“
Ach nein, mein Herr, Dein Antlitz leuchtet
Umsonst mir nicht in bangedüst´rer Nacht!
Ich geh´ den Weg mit Dir! Mit Dir am Kreuze
Dein Jünger hält in Liebestreue Wacht.
1934 im Zuchthaus Brandenburg entstanden
Max Josef Metzger (* 3. Februar 1887 in Schopfheim; † 17. April 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden) war ein katholischer Priester, der wegen seiner pazifistischen Überzeugung vom Volksgerichtshof am 14. Oktober 1943 zum Tode verurteilt und nach sechs Monaten in der Todeszelle hingerichtet wurde.
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